Genua - fast schon in Nordafrika

Überrascht vom geringen Güterverkehr auf der uralten Autobahn A7, erreichten wir Genua noch vor der Mittagszeit. In einem grossen Intercoop, kurz vor dem Zentrum, deckten wir uns mit „unentbehrlichen“ Lebensmitteln wie einer „Colomba“, Pesto Verde, Parmaschinken und Gorgonzola ein.

Bis zur planmässigen Abfahrt der Fähre (2000 Uhr) blieb uns jede Menge Zeit. Trotzdem entschieden wir uns gegen eine Stadtbesichtigung und für das frühzeitige Einchecken am Hafenterminal. Die Abfertigung an den verschiedenen Polizei-, Kontroll-, Zoll- und Einweisungsposten verlief wie am Schnürchen. Mit dem Gefühl, eines der ersten Fahrzeuge zu sein – wer checkt schon sechs Stunden vor der Abfahrt ein – fuhren wir die diversen Schlaufen in Richtung Terminal 2. Nach einer letzten Strassenunterführung und einer Kurve, erreichten wir den Warteplatz für die Fahrzeuge. Ca. 16 parallele Spuren standen zur Verfügung. Zu unserer grossen Überraschung waren sie bereits bis zur Hälfte mit Fahrzeugen besetzt. Mit einem Schlag fühlten wir uns bereits in Nordafrika. Menschen, vorwiegend Männer arabischen Einschlags, standen in Gruppen umher und prägten das Bild. Die Pw’s, und Kleinlieferwagen, meist älterer Bauart, waren vollbepackt bis unter das Dach, und auf dem Dach ragten nochmals zwei Meter Hausrat in die Höhe. Dazwischen hin und wieder ein Wohnmobil oder ein „normaler“ PW.

Die Wartezeit bis zur Abfahrt verlief sehr kurzweilig. Zuviel Interessantes war zu sehen. Immer wieder faszinierend die überfüllten und überladenen Fahrzeuge. Selbst die Beifahrersitze waren zugestellt mit Gepäck. Dann Gespräche links und rechts. Schweizer mit einem konventionellen Wohnmobil, Österreicher in einem Kleinlastwagen mit Anhänger und darauf ein Rallyfahrzeug, auf dem Weg nach Agadir oder Italiener mit marokkanischen Wurzeln auf dem Weg zu Verwandten. Ein besonderes Spektakel bot ein Fahrzeughalter, der seine Autoschlüssel im Fahrzeug eingeschlossen hatte. Eine Traube hilfsbereiter Landsleute umstellte das Fahrzeug und übergoss den Glücklosen mit guten Ratschlägen. Nach über einer Stunde entschloss er sich dem Übel ein Ende zu setzen. Kurzerhand schlug er eine Autoscheibe ein.

Als dann die Fähre „Fantastic“ (das einzig fantastische war der Name) der „GNV“ (Grandi Navi Veloci) mit einer halben Stunde Verspätung anlegte begann ein weiteres Spektakel - das Ent- und Beladen. Scheinbar unorganisiert wurden Container aus dem Bauch der Fähre geholt, dazwischen fuhren PW’s aus dem Rumpf und dann ging auch mal wieder eine ganze Weile nichts. Auch das Beladen funktionierte offensichtlich nach dem Zufallsprinzip. Schliesslich waren auch wir an der Reihe und erhielten einen Platz für unser Wohnmobil zugewiesen. Gegen 2200 Uhr, mit rund zwei Stunden Verspätung hiess es Leinen los in Richtung Tanger mit Zwischenstopp in Barcelona.

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