Kinder, Kinder, Kinder ....

Inzwischen sind wir ein gutes Stück südlicher, nämlich in Safi angekommen.

Als wir heute Morgen, nach einer Nacht, begleitet von endlosem Hundegebell und der Dauerbeschallung durch brünstige Tauben, auf einem grossen Parkplatz im Küstenort Oualidia aufwachten, waren wir, zu unserer grossen Überraschung, von dichtem Nebel umgeben. Milde 17 Grad erlaubten es uns trotzdem, kurzärmlig nach draussen zu gehen. Und als wir den Wetterbericht aus der Schweiz vernahmen (Schneefall) waren wir mit unserer Situation vollkommen zufrieden.

Für die rund 70 km Fahrt nach Safi – eine Stadt mit Töpfereitradition, heute jedoch besser bekannt für die Sardinen- und Phosphatindustrie – wählten wir die schmale, aber gut ausgebaute Küstenstrasse. Auf halbe Strecke, weit von jeglicher Zivilisation entfernt, legten wir auf einem Felsplateau, hoch über dem Meer, einen Rast ein. Perfekt für einen „Znüni“ mit einer frischen Grapefruit vom lokalen Markt und etwas Parmaschinken vom Supermarkt in Genua. Unbezahlbar, die Kulisse mit dem Blick über die steile Küste und aufs offene Meer. Kaum hatten wir uns bequem installiert, wurden wir überfallartig von vier acht- bis zehnjährigen Kindern belagert. Woher sie kamen konnten wir nur erahnen, vermutlich von einer weit entfernt gelegenen Siedlung. Sofort, ohne guten Tag zu sagen – weder auf Französisch noch auf Arabisch – forderten sie Kugelschreiber. Dank den Hinweisen aus den Reisebüchern und den gemachten Erfahrungen liegen bei uns jetzt in der Führerkabine div. Kleinigkeiten für solche Begebenheiten bereit. Als wir den vier Jungs vier Kugelschreiber und eine kleines Pack Farbstifte überreichten, ging das Gerangel unter den Bälgen los. Erst ein energisches Eingreifen unsererseits brachte sie dazu, die „Beute“ gerecht zu teilen. Dann aber ging es erst recht los. Kein „Danke“, „Merci“ oder „Shukram“ sondern rotzfrech die Forderung nach weiterem. T-Shirt, Jeans, Schuhe …. Als wir ihnen klarmachten, keine Kinderkleider bei uns zu haben, ging das Verlangen weiter. Wasser zum Trinken, Wasser zum Händewaschen, Süssigkeiten und schliesslich auch Geld. Nur unsere stoische Ruhe und das Ignorieren ihrer Forderungen bewegte schliesslich die zwei jüngeren Burschen sich mit einem mürrischen „au revoir“ zu entfernen. Die älteren zwei belagerten uns noch während einer gefühlten halben Stunde und suchten erst fluchtartig das Weite, als sich ein älterer Mann – vermutlich ein Schafhirte – uns näherte.

Obwohl wir uns solcher Begebenheiten bereits im Vorfeld bewusst waren und auch grosses Verständnis für die Situation der Kinder aufbringen, fällt uns der (politisch korrekte) Umgang mit Situationen wie dieser, nicht leicht.

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