Ein langer Tag

Heute ist ein früher Start angesagt, wollen wir doch mit einem Abstecher über eine «Piste» zur Düne «de Tinfou». Das heisst es liegen erstmal 65 km vor uns für dieses Unterfangen. Danach soll es weiter Richtung Norden gehen. Der Pass Tizi n’Tikkit ist unser Ziel – weitere 185km - mit der Planung oben zu übernachten (wo denn sonst..)

Die Strecke zur Düne legen wir im «Schnelltempo» zurück und landen an der Düne, die aussieht als wäre sie speziell für die Touristen neben dem Hotel! aufgebaut … Ein Erlebnis für sich!

Dank einem vorangegangenem Gespräch, an der Tankstelle, mit einem in Marokko lebenden französischem Arzt, haben wir unsere Route etwas geändert und werden die alte Nebenstrasse durch das Draatal nehmen. Überrascht durch eine, zwar schmale, aber geteerte Strasse, geniessen wir die Fahrt in der langgezogenen Oase mit Palmen und einzelnen Dörfer. Unerwartet (?) verengt sich die Strasse und alte, aus Lehmziegeln gebaute Mauern der verfallenden Dörfer (oder Kashbas?) rücken dem Auto etwas näher. Nicht zu vergessen, die schmaler werdenden «Brücken» über die ausgetrockneten Flüsse und um die nächste Biege noch Palmen, die nicht mehr zum Himmel sich strecken sondern sich wie ein Baldachin von rechts und links über der Strasse neigen und der Höhe unseres Fahrzeuges nicht mehr viel Raum lassen. Eine abwechslungsreiche Fahrt, die ein Ende bei der Einfahrt in die Hauptstrasse findet.

Von da aus bis zum nächsten Abzweiger nach Nekob zeigen sich immer wieder mehr oder weniger verfallene Kasbhas und die einige Meter danebenliegenden neu erbauten Dörfer bei oder neben den Palmenhainen.

Nekob, ein Dorf wie einige andere in dieser Gegend, ist unser Start zur Passüberquerung. Kaum abgebogen von der Hauptstrasse geht es holprig durch das Dörfchen und weiter über eine Kiesstrecke. Die Piste wird hier wohl demnächst (?) ausgebaut zu einer Strasse. Gemächlich bewegt sich unser Gefährt über die Stein-, Kies- und Geröllstrecke bergaufwärts. Das Thermometer klettert bereits auf 36 Grad und wir entschliessen uns die Klimaanlage einzuschalten. Dies scheint wohl (keine Anzeige) auch unserem Iveco zu viel zu sein. Motorenwarnung und Einspritzsystemfehler wird angezeigt mit Meldung Service… Super… Kaum 1/3 des Weges und Feierabend? Was nun? - Keine hundert Meter entfernt sehen wir eine Baustelle – hier wird tatsächlich in dieser Hitze gebaggert und Erdbewegungen vorgenommen. Doch Pistenausbau? Ein Mopedfahrer fährt mit seinem Moped von weiter oben über die holprige Strasse durch die Baustelle auf uns zu. Freundlich fragt er uns, ob wir einen Platten hätten – auf unsere Verneinung fährt er weiter bergab. Carlo geht der Sache nun auf den Grund und nutzt sein Fehler-Analyser – der zwar einen Code anzeigt aber uns hier nicht wirklich weiterhilft da Iveco CH Freitag 18h sicher nicht erreichbar ist. Notfall ist es auch nicht. Gefühlte Temperatur 50 Grad, angezeigte 40… Sollen wir nun weiter fahren mit dem Risiko irgendwo im Hang zu stecken? Nach längerem hin und her entschliessen wir (Iveco-Anfänger) uns umzukehren und die einfachere Route mit Zivilisation zu wählen. Also auf «gepflegter Strasse» über Tazzarine – Alnif nach Tinghir zu fahren. Etwas enttäuscht nehmen wir den Rückweg über die Holperstrasse unter die Räder. Keine Meldung mehr. Der Blick über das Tal und die gut zu sehenden Windhosen erleichtern uns diesen Weg. Die weitere Fahrt verläuft reibungslos an kleineren Oasen und Dörfern vorbei, über zwei Passhöhen (1100) mit herrlicher Fernsicht. Nach langer Fahrt - die Sonne verschwindet hinter den Bergen - fast an unserem Zielplatz angelangt, erleben wir wie die Stadt Tinghir in ein warmes, intensives rotbraunes Licht eintaucht. Sogar die Einheimischen halten auf dem Aussichtsplatz und nehmen dieses faszinierende Farbenspiel auf. Ein wunderbarer Abschluss für einen langen Tag.

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