von Potholes und anderen Hindernissen

Von den Drakensbergen fahren wir südlich nach Durban. Vom frostigen Klima und der wilden Landschaft zurück an die Küste mit ihren milden Temperaturen und Durban mit seinem grossstädtischen Flair. Dort besuchen wir den lokalen Markt, eine Schlangenfarm, essen beim Inder und geniessen einen ausgedehnten Spaziergang an der langen Promenade am Meer.

Nach zwei Tagen geht es weiter nordwestlich auf der Küstenstrasse – wobei man die Küste und das Meer nur selten zu sehen bekommt – nach St. Lucia, dem Ausgangspunkt für Fahrten ins iSimangaliso-Gebiet, dem bekannten Wetland Park. In St. Lucia finden wir ein kleines nettes Guesthouse. Die Besitzer geben uns wertvolle Informationen zum Ort und zum Wetland Park. Sie warnen uns aber auch zur Vorsicht, bei abendlichen Spaziergängen ins Zentrum. Nicht die Menschen seien das Problem, sondern die Hippos, die bei Dunkelheit ins Dorf kommen, um in den Vorgärten Gras zu fressen. Und die seien wirklich gefährlich, man solle ihnen, falls man einem begegne, nicht zu nahekommen. Einfach umkehren und einen anderen Weg suchen. Da wir abends – genau wie die Hippos - ebenfalls Hunger haben, nehmen wir, mit einem mulmigen Gefühl im Magen, trotzdem die Gefahr in Kauf und gehen zu Fuss zum nächstgelegenen Restaurant.

Nach zwei erholsamen Tagen in St. Lucia – Wäsche waschen (lassen) inklusive - fahren wir weiter nördlich. Unser nächstes Ziel, der kleine eigenständige Staat und Königreich eSwatini, besser bekannt unter dem ehemaligen Namen «Königreich Swaziland». Wir nehmen nicht die Hauptstrasse N2, sondern entscheiden uns für die lokale R618 und R66, was sich aber im Nachhinein als Fehler erwies. Landschaftlich wunderschön, strassentechnisch eine Katastrophe. Alles asphaltiert aber voller Potholes und Speed Brakers – auf gut deutsch Schlaglöcher und Schwellen. Schlaglöcher sind links oder rechts auf der Fahrbahn, manchmal in der Mitte. Hin und wieder aber auch links, rechts und in der Mitte. Man entgeht ihnen kaum. Es gibt sie in allen Varianten. Gross, klein, nur wenige oder sehr viele Zentimeter tief. In einem Reiseführer habe ich zu den Potholes eine witzige Definition gelesen: «Wenn aus einem Pothole zwei Ohren herausragen, dann weisst du nicht, handelt es sich um die Ohren einer Spitzmaus oder einer Giraffe.»

Während Schlaglöcher naturgegeben sind und niemand weiss, woher sie kommen und wie sie entstehen, sind Speed Brakers menschengemachte Hindernisse in stehts wechselnder Intensität und Beschaffenheit. Manchmal durch Schilder vorangekündigt, oftmals aber auch ganz unverhofft platziert. Manchmal sanft, oftmals richtig giftig. Manchmal sinnvoll, vor Dörfern, Schulen oder Krankenstationen, oftmals aber irgendwo im nirgendwo, zweckfremd, einzeln oder in Gruppen, in wenigen Metern Abstand. Auf zehn Kilometern haben wir über fünfzig Speed Brakers gezählt. So wurden die 150 Kilometer Fahrt auf der R618 und R66 zur Tortur, bei dem nicht nur die Passagiere, sondern auch das Fahrzeug litt. Unser Iveco meldete sich plötzlich mit einer Warnmeldung «Motor in der Werkstatt kontrollieren lassen». Ich rief an in der heimischen Iveco Garage in Flaach, die das Fahrzeug kurz vor der Abreise auf Herz und Nieren geprüft hatten. Der Werkstattchef fragte kurz nach: raucht er?, hat er Leistung?, hat er Öl und Wasser?. Da alles so weit in Ordnung war, beruhigte er mich, ich könne ohne Bedenken weiterfahren. Es könne auch sein, dass ein elektrischer Kontakt, bei der Fahrt über die vielen Schwellen diesen Fehler ausgelöst habe. Am Abend zupfte und rüttelte ich im Motorraum an den verschiedenen Kabeln und Steckern und siehe da, die Warnmeldung entwarnte sich von selbst.

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