Mosambik II
Seit vier Tagen sitzen wir nun am Sambesi-River bei Tete, direkt am Wasser und warten auf unsere E-Visa für Malawi. Ein wunderschönes, weitläufiges Grundstück und mit vielen Bäumen, die angenehmen Schatten spenden. Trotz Winterzeit erreicht das Thermometer tagsüber 33-35 Grad. Zum Glück kühlt es nachtsüber auf rund 14 Grad ab, was das Schlafen doch recht angenehm macht.
Es lässt sich entspannt warten, hier am Sambesi. Der Fluss hat, im Gegensatz zu anderen «Rios» die wir passiert haben, eine Menge Wasser. Er ist auf unserer Höhe ca. 800 Meter breit und die Strömung bemerkenswert stark. An ein Baden im Fluss ist nicht zu denken. Die Strömung ist dabei wohl das kleinste Problem. Neben den Hippos tummeln sich auch zahlreiche Krokodile im Wasser.
Nachts kommen die Hippos an Land, um zu grasen. So schleichen sie auch bei uns praktisch lautlos um das Fahrzeug. Nur ihr hemmungsloses Schmatzen ist zu hören.
Wir haben Zeit, die liegengebliebenen Aufgaben zu erledigen. Fahrzeug reinigen (innen und aussen), kleinere Instandstellungsarbeiten wie defekte Glühlampe wechseln, Luftfilter reinigen, Wäsche waschen, Fotos hochladen, WhatsApp schreiben, Rechnungen im E-Banking begleichen, … und, und, und.
An einem späten Nachmittag lädt uns Brandon, ein Nachbar der Lodge, auf sein Sportboot, zu einem Sunset-Drive auf dem Sambesi ein. Brandon ist aus Zimbabwe, lebt aber seit Jahren in Mozambik und hat sein Geld im Transport- und Strassenbaubusiness gemacht. Er liebt das Leben hier auf seinem Anwesen. Und es geht im gut.
Angetrieben von einem 250 PS Aussenbordmotor flitzen wir zwei bis drei Kilometer flussaufwärts, unter der grossen Autobrücke durch, um uns anschliessend flussabwärts treiben zu lassen. Wir geniessen die Ruhe, ein von Brandon gespendetes Bier, den Sonnenuntergang und bemerken kaum, wie schnell uns der Sambesi wieder zurück zu unserer Anlegestelle bringt.
Beim Aussteigen aus dem Boot nehme ich, so wie ich es gewohnt bin, die leere Bierdose mit, um sie zu entsorgen. Brandon meint aber mit einer Selbstverständlichkeit, ich solle die Dose ins Boot zurückwerfen, sein Boy werde morgen alles aufräumen und reinigen. Ich nehme die Dose trotzdem mit.
Anschliessend befällt mich ein ungutes Gefühl. Ist die Zeit hier dermassen stehen geblieben? Oder soll ich den Vorfall einfach unter dem Motto «That’s Africa» vergessen? Die Gedanken kreisen ständig in meinem Kopf. Ist es denn richtig, billige Arbeitskräfte mit dem Wegräumen vom eigenen Müll zu beschäftigen? Wie lange ist es her, seit es keine Sklaven mehr gibt? Umgekehrt gesehen gibt Brandon den Leuten einen Job, eine Arbeit, um sich und die Familie zu ernähren.
Ich weiss es nicht – ich finde keine Antwort – und es beschäftigt mich.