Von 0 auf 100

Wieder sind zwei Tage wie im Fluge vergangen. Man hat uns im Vorfeld prophezeit: Diese Reise werden keine Ferien sein, sondern harte Arbeit – bis jetzt trifft das zu. Kaum eine freie Minute. Viel Programm, viel Spannendes und kaum Zeit alles aufzuarbeiten (bitte habt ein wenig Mitleid). So halt lasse ich gewisse Dinge aus oder streife sie nur ganz kurz. Nach dem Grenzübertritt fuhren wir noch bis Pskov, am Abend ein gemeinsames Nachtessen (angeblich echt russisch – muss wohl so sein, denn Vodkaflaschen standen zu genüge auf dem Tisch). Am nächsten Morgen Stadtrundfahrt und dann weiter, rund 380 km bis nach Derbovezh, wo wir an einem See, mitten im Walde, unser Nachtlager aufschlugen.

Heute nun die Fahrt nach Moskau, nochmals ca. 400 km. Gestartet sind wir gegen 0810 Uhr. Auf der M9, einer unscheinbaren Landstrasse, durch Wälder und Sumpfgebiete, einsam, verlassen, wenig Verkehr – friedlich. Noch sind es 150 km bis Moskau. Der Verkehr nimmt zu, kleine Siedlungen links und rechts der Strasse häufen sich. Rund 100 km vor Moskau wird die Strasse 2-spurig in beiden Richtungen, getrennte Fahrstreifen. Woher die vielen Autos, Lastwagen und Motorräder herkommen, die alle Richtung Moskau fahren – unerklärlich. Der Verkehr wird immer dichter. Noch 56 km bis Moskau. Die Spuren mehren sich. Inzwischen sind es schon vier. Der Verkehr sehr dicht. Über eine längere Strecke ist die Geschwindigkeit auf 60 km/h begrenzt. Wir fahren mit 77 km/h und werden von allen überholt. Nicht nur links – auch rechts – obwohl wir auf der rechten Spur fahren. Inzwischen sind wir auf dem mittleren Autobahnring von Moskau. Inmitten der fünfspurigen Blechlawine fahren wir noch mit 30 Km/h. Motorradfahrer schlängeln sich halsbrecherisch, mit weit über 100 km/h, zwischen den Fahrzeugen hindurch. Für uns chaotisch. Und doch – eigentlich irgendwie alle freundlich. Kein Gehupe, wenig Drängen. Mehrmals fahren Lenker neben uns her, bremsen ab, winken uns zu und halten den Daumen hoch. Gegen 1700 Uhr erreichen wir mitten in Moskau eine riesige Parkanlage, wo wir die nächsten drei Tage unser Camper parken. Wir sind froh, heil angekommen zu sein. Trotz der Müdigkeit von der langen Fahrt und dem stressigen Verkehr fahren wir am Abend mit dem Taxi in die Innenstadt. Wunderschön der Anblick des beleuchteten Roten Platzes. Ergreifend die Atmosphäre dieser Megacity.

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