Turkmenistan

Nur drei Tage Zeit haben wir, um die 710 km Turkmenistans von Nord nach Süd, zur Hauptstadt Ashgabat und der Grenze Irans zu durchqueren. Drei weitere Tage Aufenthalt in der Hauptstadt sind staatlich verordnet. Die Route ist streng vorgegeben. Abweichungen verboten und quer durch die Wüste auch kaum möglich. Wir werden begleitet von drei Guides. Peinlich genau kontrollieren sie unsere Bewegungen.

Nach etwa 300 Kilometern auf katastrophaler, mit Schlaglöchern und Spurrinnen übersäter Strasse, pausieren wir nach über acht Stunden Fahrzeit beim Feuerkrater. Ein von Menschenhand unabsichtlich geschaffenes Naturspektakel. Vor vierzig Jahren wurde an dieser Stelle nach Erdgas gebohrt (ganz Turkmenistan „schwimmt“ auf Erdgas, lebt vom Erdgas). Dann brach die Erdkruste ein. Es entstand ein riesiger Krater. Ca. 100 Meter Durchmesser, ca. 40 Meter tief. Gas strömte weiter aus, entzündete sich und seitdem brennt der Krater ohne Unterbruch. Ein eindrückliches Schauspiel - vor allem nachts. Am Kraterrand ist die Hitze enorm. Je nach Windrichtung auch abseits spürbar. Fegefeuer, Hölle, Inferno, Apokalypse - Begriffe, die unweigerlich präsent werden. Abends sitzen wir an einer langen Tafel am Kraterrand. Hirten servieren uns frisch zubereiteten Hammel (nicht im Krater sondern auf einem separaten Feuer gekocht).

Am nächsten Tag nochmals 300 Kilometer bis Ashgabat, weiterhin auf fürchterlicher Strasse. Obwohl fast kein Verkehr, obwohl auf einer breiten, autobahnähnlichen, teilweise richtungsgetrennten Strasse, ist beim Fahren höchste Konzentration gefordert. Die selten querenden Dromedare sind kein Problem. Die sieht man von weitem. Es ist der Strassenzustand – unbeschreiblich. Und das in einem Land mit unermesslichem Erdgasvorkommen.

Dann, 50 Kilometer vor der Hauptstadt bessert sich der Strassenzustand. In der Mitte Leitplanken. Später auch Bodenmarkierungen, Verkehrstafeln. Kurz vor der Stadtgrenze alles perfekt. Der Bodenbelag ohne kleinste Delle. Hin und wieder ist ein PW zu sehen. Ansonsten sind die sechsspurigen Strassen leer. Alles ist in Weiss und Gold gehalten. Die Häuser, bzw. Paläste, die Strassenlaternen, die Fahrzeuge, die unzähligen Denkmäler. Kilometerlang reihen sich ministeriale Gebäude, Sportpaläste, Museen entlang den Strassen - und auf jeder Kreuzung ein Denkmal oder eine Skulptur – 20, 30 Meter hoch. Das Bild des Präsidenten ist omnipräsent. Die Fahne Turkmenistans ebenfalls. Nachts alles beleuchtet, in allen Farben.

Surreal, bizarr, skurril, degoutant, absurd. Turkmenistan – Absurdistan!

Morgen geht es in den Iran. Jegliche Einfuhr von Alkohol ist strikte verboten. Alles muss zuvor vernichtet werden. Das wird ein strenger Abend.

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