Alles nicht ganz einfach

Heute stehen wir an einem kleinen schmucken Teich der «Tortoni Guest Farm» nahe der Ortschaft Maclear. Wir sind die einzigen Gäste, geniessen die Ruhe und das Schauspiel unzähliger Wasservögel. Die Gegend zählt bereits zu den südlichen Drakensbergen. Maclear heisst heute Nqanqarhu. Auch Port Elizabeth wurde umbenannt in Gqerberah. Viele Ortschaften haben ihre ursprünglichen Namen zurückerhalten. Auch Strassen haben neue Nummer. Alles nicht ganz einfach.

Es ist bereits drei Tagen her, seit wir unser Wohnmobil im Hafen von Port Elizabeth – oder eben Gqerberah – auslösen konnten. Auch das war alles andere als einfach. Es war vor allem Geduld gefragt. Das Schiff «Hoege Trove», beladen mit unserem Wohnmobil und weiteren hunderten von Fahrzeugen, war bereits um einige Tage in Verzug zum ursprünglichen Fahrplan. Geplante Ankunft sollte neu am Sonntag, 16. Juni sein. Dass der folgende Montag in Südafrika ein Feiertag ist (Tag der Jugend) und somit keine Einfuhr am Hafen möglich gewesen wäre, ärgerte anfänglich, spielte dann aber keine Rolle mehr. Am Pier, an dem die «Hoege Trove» anlegen sollte, stand ein anderes Schiff mit einem Motorschaden. So lag unser Schiff weitere zwei Tage vor dem Hafen, direkt vor unserer Nase. Am Mittwoch konnte die «Hoege Trove» endlich einlaufen und die Fahrzeuge wurden zügig entladen.

Natascha, die effiziente und überaus kompetente Dame von der lokalen Spedition brachte uns am Nachmittag mit ihrem Fahrzeug in den Hafenbereich. Das Zutrittsprozedere in das Hafengelände – alles andere als einfach. Am ersten Gate kontrollierte der Wachhabende den Kofferraum von Nataschas Fahrzeug, ob darin keine Waffen transportiert würden. Zudem inspizierte er eine Liste mit unseren Personalien und Passnummern.

Danach durften wir im Schritttempo weiter zum zweiten Gate. Aus dem Fahrzeug aussteigen war strengstens verboten. Wir mussten gelbe Warnwesten anziehen. Dann folgte ein Alkoholtest. Jeder und jede. Zum Glück hatte ich heute auf den Frühschoppen verzichtet. Darauf ging eine längere Diskussion zwischen Natascha und dem Wachmann los. Wir hatten keine Sicherheitsschuhe. Dies ist Vorschrift für den inneren Sicherheitsbereich hinter dem zweiten Gate. Früher konnten Besucher in einem Lager neben dem Gate solche Sicherheitsschuhe ausleihen. Das Lager gehört aber heute bereits zum inneren Sicherheitsbereich, in dem das Tragen von Sicherheitsschuhen vorgeschrieben ist. Und da wir keine Sicherheitsschuhe hatten, konnten wir folglich auch nicht in diesen Bereich, um uns Sicherheitsschuhe auszuleihen. Alles sehr verwirrend und nicht ganz einfach. Auch Natascha war sichtlich genervt. Nach langen Diskussionen und einigen Telefonaten konnten wir dann trotzdem zu unserem Fahrzeug. Ab dem zweiten Gate wurden wir von einer Security mit Fahrzeug begleitet. Ab hier war auch das Einschalten der Warnblinkanlage am Fahrzeug Pflicht. Bei unserem Wohnmobil angekommen – es stand inmitten eines Dutzend anderer Wohnmobile – warteten wir weitere dreissig Minuten in Nataschas Fahrzeug auf den Beamten des Zolls. Dieser verglich die Fahrgestellnummer und das Kontrollschild mit dem Carnet de Passage, dem internationalen Zolldokument. So weit war alles in Ordnung. Es fehlte lediglich das Datum und ein Stempel auf dem Zolldokument. Das war aber leider nicht mehr am selben Tag möglich – auch Beamte haben irgendwann mal Feierabend – und somit konnten wir unser Fahrzeug erst am nächsten Tag gegen 1400 Uhr im Hafengelände abholen. Natürlich erst nach gründlicher Kontrolle des Kofferraums, Inspektion unserer Dokumente, dem Ankohltest und der Diskussion über die Sicherheitsschuhe. Alles nicht ganz einfach.

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